Die eigenwillige Grenzziehung stellte die Bewohner des Flaschenhalses vor große Herausforderungen. Die gewohnten Verkehrswege waren plötzlich abgeschnitten – und motorisierte Fahrzeuge hatten auf den unbefestigten Alternativrouten kaum eine Chance. In den folgenden Jahren wurde es alles andere als langweilig im neuen „Staat“, der in Wirklichkeit kein richtiger Staat war. Die Menschen mussten sich irgendwie selbst organisieren und versorgen. Es kam zu handfesten Streitigkeiten, kleinen und großen Konflikten – und zu echten Schmuggel-Abenteuern. Dazu gesellten sich allerlei ungeahnte Probleme.
Aber welche Orte gehörten dazu?
Die südliche Grenze verlief entlang des Rheins zwischen Bodenthal bei Lorch und Roßstein bei Kaub. Von dort erstreckte sich das Gebiet nordöstlich nach Laufenselden im Taunus. Auch ein kleinerAbschnitt entlang der Wisper gehörte dazu.
Zum Freistaat zählten unter anderem die Rheingaudörfer Lorch, Lorchhausen, Ransel und Wollmerschied, aber auch Orte im heutigen rheinland-pfälzischen Rhein-Lahn-Kreis wie Kaub, Sauerthal, Welterod und Strüth. Im unteren Taunus zählten auch Laufenselden,Egenroth und Zorn zum Freistaat. So erstreckte sich das Gebiet quer über heutigeLandesgrenzen. Nicht zum Freistaat gehörten andere regionalbekannte Orte wie Holzhausen, Nastätten oder Katzenelnbogen – sie standen unter amerikanischer Besatzung. Espenschied und Kemel wiederum lagen in derfranzösischen Zone.